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Doc Gator Records

Reinforcer - The Wanderer (Tape)

Reinforcer - The Wanderer (Tape)

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Wenn man gute Tipps will, dann geht man am besten zum Experten. Und wer kann einem wohl am besten neue Bands empfehlen? Klar – andere Bands. So bin ich dann beim wilden Rumklicken irgendwann bei Reinforcer aus Paderborn gelandet. Ich muss ja schließlich auch mal Glück haben 

Die fünf Jungs spielen nämlich melodischen Power Metal und wissen schon ziemlich genau, was sie wollen und wie das klingen soll.

Die Anfänge der Band liegen im Jahr 2015, als sich die alten Bekannten Niclas (Gitarre) und Marvin (Bass) zusammentaten. Ziel war es von Anfang an, melodischen, kraftvollen Metal zu spielen. Dafür fanden sie innerhalb eines Jahres weitere Mitstreiter, sodass 2016 alle Instrumentalisten-Jobs vergeben waren und die Arbeit am Sound von Reinforcer beginnen konnte. Den Job am Mikrofon übernahm aushilfsweise Gitarrist Niclas, damit die Songs der Band Struktur annehmen konnten, aber das sollte keine Dauerlösung werden. Also ging die, gerade im Power Metal Bereich, schwierige Sängersuche los. Nach einem weiteren Jahr fand man dann Logan Lexi – ich sag ja, man muss auch mal Glück haben. Denn der neue Frontmann passt perfekt zum schnellen, druckvollen Metal, den sich Reinforcer auf die Fahnen geschrieben haben.

Da nun endlich alle Einzelteile für die Umsetzung der schon zahlreich vorhandenen Songs und Songideen vorhanden war, ging es dann zügig ins Studio. Auch hier bewiesen Reinforcer direkt, wie ernst sie es meinen. Recording und Mix der EP erfolgten im Room89 Studio, das so oft entscheidende Mastering dann in den Kohlekellerstudios, die u.a. Bands wie Powerwolf regelmäßig als Referenz aufweisen können. Alles zusammen ergibt dann “The Wanderer”, die Debüt-EP der Band aus Paderborn.

Der Opener und Titeltrack “The Wanderer” ist an ein altenglisches Gedicht aus dem 10. Jahrhundert angelehnt, in dem sich älterer Mann an Schlachten und Schicksalsschläge erinnert und über die Tugenden eines Kriegers sinniert. Nach einer kurzen atmosphärischen Eröffnung leitet ein Akustik-Motiv in ein gedehntes Riff über, an das sich die eigentliche Song-Eröffnung anschließt. Ab diesem Moment legen Reinforcer kräftig Tempo vor. Die schnelle melodische Ausgestaltung durch die Gitarren verleiht dem Song Eingängigkeit, die Hookline macht hier ihrem Namen alle Ehre und der ganze Track strotzt nur so vor Energie. Kurze, mal mehr mal weniger dezente, Tempo-Wechsel verleihen dem Stück dabei eine Struktur, welche die Aufmerksamkeit fesselt. Dazu die kraftvolle, markante Stimme von Frontmann Logan, der seinen ganz eigenen Stil pflegt, anstatt billig abzukupfern. Eingestreute Gang Vocals setzen über den Song verteilt schließlich noch besondere Betonungen. 

“Snatching Hands” zeigt dann, dass Reinforcer auch anders können. Hier geht’s diesmal eher in klassische Heavy Metal-Gefilde, aber auch das äußerst melodisch ausgestaltet. Insgesamt im Tempo etwas zurückgenommen, beweisen die Jungs, dass sie auch gut klingen, wenn man Zeit hat, auf die Details zu achten. Wummernde Bass-Eröffnung, in die dann die wuchtige Riff-Arbeit einsteigt. Frontmann Logan agiert hier eher episch-getragen, sodass es insbesondere den Drums obliegt, zwischendurch einzelne Druck-Impulse zu setzen. Die zweite Songhälfte ist als reines Instrumental gestaltet und bei allem Können des Sängers vermisst man ihn hier dank des ausgedehnten Gitarren-Solos und der Stimmigkeit der instrumentalen Ausgestaltung nicht wirklich. Hier wird quasi die Gitarre zur Stimme der Band.  Zum Ende hin nimmt der Track dann aber doch nochmal Fahrt auf, um für die richtige Pulsfrequenz für die restlichen Songs zu sorgen. Das an diesem Song die komplette Band mitgeschrieben hat, hebt ihn nochmal besonders hervor.

Mit dem Namenspaten “Reinforcer” haben sich die Jungs direkt ihre erste Hymne erschaffen, denn die Refrainzeile mit dem Bandnamen brüllt jeder sofort mit. Der Song ist insgesamt etwas kompakter in der Klangstruktur angelegt, ohne die Melodien zu vernachlässigen. Das Gesamtpaket bewegt sich jedoch in einem engeren Korridor und hat so noch mehr Druck und Wucht. Auf einer soliden Rhythmusarbeit aufbauen, die den Song konsequent und durchgängig vorantreibt, geben die Gitarren dem Ganzen eine härtere, melodische Ausprägung, die durch die entsprechende stimmliche Ausgestaltung gekrönt werden. Wenn Reinforcer den Song auf ihrer Releaseparty im eigenen Proberaum spielen, dürfte die Stimmung nochmal steil nach oben gehen. 

Dafür, dass man im Power Metal definitiv nichts mehr neu erfinden kann, bauen Reinforcer aus den bekannten Einzelteilen ganz gut ihr eigenes Ding. Dabei vermeiden sie es geschickt, allzu viele Klischees zu bedienen und agieren erfreulich kitschbefreit. Die Jungs haben schon auf ihrer ersten EP ziemlich gut einen eigenen Sound gefunden, der mitreißt und Spaß macht. Wer Power Metal mag, auf den wartet hier eine interessante Neuentdeckung. 

Review von Hellfire Magazine

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